Ein Mehrgenerationenprojekt zum Thema „Meine Zukunft / meine Vergangenheit“. Ein Workshop mit ca. 32 Kindern (zwischen 8 und 17 Jahren, aus Deutschland, der Türkei, Libanon, Polen, und Russland, teilweise mit Behinderung) aus dem Kinder- und Jugendfreizeithaus FiPP Nische & FreiRaum e.V. und 11 Senioren aus dem Seniorenheim Bischoff-Ketteler-Haus in Berlin Weissensee. Projektleitung Christine Falk und Alfred Banze, Künstler & Medienpädagogen, Camping Akademie e.V.

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Wir fragten nach den Zukunftswünschen und Zielen der beteiligten Kinder und Jugendlichen, nach ihren Vorstellungen und Träumen. Mit dem Projekt wollten wir die Kinder zur Ausformulierung ihrer utopischen Zukunftsvorstellungen animieren. Anstatt „Weiss nicht, kein Bock“ sollten auch die „kindischen“ und „unrealistischen“ Visionen als kurze Videoclips umgesetzt werden. Zumindest im Videofilm sollten die Kinder einmal Astronaut oder Popstar, Pirat oder Zauberfee sein können. Die Begegnung der Kinder mit den Senioren und die Gespräche zum Thema „Was ich früher einmal war“ führten zu einer Auseinandersetzung mit den realen Möglichkeiten der Zukunftsgestaltung der Kinder, aber dank der Spielform „Wir machen einen Film“ konnten die Kinder dabei sehr frei und spielerisch agieren. Die bei der Realisation bewältigten Schwierigkeiten stärkten das Selbstbewusstsein der Teilnehmer. Ziel des Projektes war auch ein Erfahrungsaustausch zwischen den beteiligten Kindern und den BewohnerInnen des Seniorenheimes Bischoff-Ketteler-Haus, die ihr Berufsleben schon hinter sich haben und jede Menge Erfahrungen vorweisen können.

Projektumsetzung
1. Koordination mit dem Kinderhaus. Technische Vorbereitung des „Sets“. Einrichtung des Studios. Ankündigung im Seniorenheim Bischoff-Ketteler-Haus.
2. Ideen sammeln. Gemeinsames Erstellen und Aufhängen von Plakaten. Erkundung der Berufswelt des Stadtteiles mit Videokameras. „Dürfen wir wirklich im Plusmarkt filmen? Hm, weiss nicht, am besten wir fragen hinterher“
3. Materialsuche im Internet und im Bücherregal des Kinderhauses. Malen von Hintergründen. Fotos und Collagen. „Nein wir brauchen kein Foto von einem Autobus, sondern von einem Hintergrund für einen Autobus, eine Strasse!“
4. Kostüm und Maske. Verkleiden, mithilfe von mitgebrachten Requisiten von zuhause und spontan erstellten improvisierten Lösungen. „Das sieht nicht aus? Lasst uns das erstmal im Video anschauen!“
4. Video-Aufnahmen mit Bluebox und anderen Effekten. „Ich kann nicht, wenn der da zuschaut. Kannst du BITTE einen Moment rausgehen?“
5. Musik, Singen und Sprechen. Hiphop und Sampling. „Lasst biitte den Drumcomputer aus!!!“
6. Videoschnitt, Materialsichtung und Videoschnitt. „Hier ist das Video-Material von letzter Woche. Welche von diesen Filmschnipseln findet ihr am besten? Den nicht? Also gleich weg damit, den? Und den? Davor oder danach?“
7. Nachbearbeitung durch die Projektleiter. Feinschnitt und Rechnen der Effekte. Immer wieder Zwischenpräsentationen. „Der Hintergrund gefällt mir aber nicht! Dann lass uns einen anderen finden.“
8. Präsentation der DVD bei einer Filmpremierenfeier im Kino Toni. Alle bekommen eine Videokopie für zuhause. Kopien werden an alle Teilnehmer verteilt.

Der Workshop wurde in der Zeit vom 1. Mai 2015 bis 29. Juli 2015 mit 32 Kindern (9 Jungen, 23 Mädchen) und 11 Senioren (1 Mann, 10 Frauen) durchgeführt. Zweieinhalb Monate lang waren wir jeden Mittwoch im Tanzraum von FiPP e.V. vor Ort, dreimal trafen wir uns an Samstagen mit den SeniorInnen im Altenheim, wir machten einen Museumsbesuch im Technikmuseum und Extraangebote wie Kostümausleih und Malen im Atelier. Der Besuch des Malerstraßenfestes (an dem viele der Kinder beteiligt waren) von einer behinderten Seniorin gehörte auch dazu. Es wurde gekocht und Geburtstag gefeiert, wie in einer großen Familie. Unser offenes Angebot wurde von den Kindern sehr gut angenommen,  es entstanden Animationen mit Knete, gemalten und gebastelten Requisiten und vor allem viele Videoclips in der Greenbox. Jedes Kind konnte die eigenen Möglichkeiten austesten, teilweise im Kreise der Freunde, auf Wunsch auch allein. Die Mädchen mit Handicap hatten großen Spass und eine davon moderiert die DVD. Zum Schluss haben wir für Interessierte Videoschnitt und „Tricks“ bei Greenbox und Animation thematisiert. Wir haben die Welturaufführung am 18. Juli 2015 im Seniorenheim gemeinsam gefeiert und jede/r TeilnehmerIn bekam eine DVD überreicht.

Wir waren erstaunt, wie viele Talente und Ideen die Kindern und SeniorInnen haben. Es hat sich als gut erwiesen, mehr im Freizeitraum der Kinder zu arbeiten, die Kinder motivierten sich spielerisch gegenseitig. Das Projekt bot eine ausgezeichnete Möglichkeit der Begegnung und des Zusammenspiels der Mädchen mit Handicap mit den anderen Kindern und Jugendlichen.

Es zeigte sich, das JEDES Kind eigene und sehr unterschiedliche Kompetenzen hat und diese im entsprechenden Setting auch einbringen kann. Wie das im Gruppenprozess immer wieder funktionierte freute uns ganz besonders.

Im Seniorenheim waren teilweise wenige Kinder dabei (Familienzwänge bei Kindern in Patchworkfamilien, Badewetter), was sich aber nicht durchweg als schlecht erwies, weil dadurch unsere Begegnungen (die der Projektleiter) mit den Seniorinnen intensiver waren, wir wurden von Einzelnen in den jeweiligen Wohnbereich eingeladen und hatten schöne, sehr interessante Gespräche. Durch das Konzept der vielen einfachen Spielszenen war auch die Produktorientierung des Projektes weniger stark, es gab keine arbeitsbedingten Langeweile-Phasen, die Kinder und Senioren hatten auch einfach Spass miteinander.

Aufmerksamkeit bekamen wir bei der Präsentation der DVD am 18.7.15 neben den mehr als 50 BesucherInnen u.a. von der Leitung des Fipp e.V., Frau Ostwald, der Regionalbeauftragten der Jugendförderung vom Jugendamt Weissensee Frau Carola Tauber sowie Eltern und Freunden durch deren Besuch am Eröffnungstag.

Einige Kinder äußerten Interesse an Kontakten zu BewohnerInnen das Altenheimes auch außerhalb vom Workshop. Die „besonderen Mädchen“ und die „normalen“ Mädchen haben sich durch das Projekt angenähert. Wir als Projektleiter denken, dass vor allem die alten Menschen mehr Zuwendung verdienen und dass Projekte wie dieses ihren Alltag auf positive Weise auflockern. Ein weiterer Workshop im kommenden Jahr ist angedacht.

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